Glückliche Steirerinnen holten sich im Happyland den Titel
Nach 40 spannenden und hart umkämpften Spielminuten flossen Freudentränen und die Spielerinnen lagen sie sich jubelnd in den Armen. Die U16 Basketball Mädchen des ATUS Gratkorn hatten soeben das Finalspiel des ÖMS Final Four Turniers gegen den BC Vienna 87 mit 50:44 gewonnen. Damit ist die Mannschaft von Trainerin Vera Kis Staatsmeister 2013 – mehr kann man im Sport in Österreich nicht erreichen.
Im Semifinale am Vortag war den favorisierten Scorpion Girls die Nervosität deutlich anzumerken. Drei Viertel lang fehlten trotz einer permanenten Führung Selbstvertrauen, Power und vor allem Treffsicherheit. So gelang es den konzentriert agierenden WAT 3 Capricorns die Partie bis in den letzten Spielabschnitt offen zu gestalten. Einzig Vali Mraulak wusste als treffsichere Scorerin zu überzeugen. Glücklicherweise löste sich die Blockade der Gratkornerinnen genau in dem Moment, als die Wienerinnen zu Recht eine echte Siegchance witterten. Beim Stand von 43:37 meldete sich Michi Wildbacher, die mit vier Fouls belastet mehr als die Hälfte der Spielzeit auf der Bank verbringen musste, mit 5 Punkten innerhalb einer Minute zurück. Das war die Initialzündung für die Steirerinnen, die nun Punkt um Punkt davonzogen und mit einem letztlich deutlichen 68:42 den Einzug ins Finale sicherstellten. Aufgrund des Spielverlaufes war das vorherrschende Gefühl nicht Freude, sondern vielmehr Erleichterung. Leider verletzte sich kurz vor Schluss noch Michi Wildbacher, deren Finalteilnahme somit fraglich war. Im zweiten Halbfinale ging es noch spannender zu. In einer völlig ausgeglichenen Partie, in der die Führung mehrfach wechselte, siegten BC Vienna 87 glücklich mit 41:37 gegen die Basket Duchess Klosterneuburg.
Im Halbfinale spielten für die ATUS Gratkorn Scorpion Girls:
Tanja Schleifer (2 Punkte), Isa Fuchs (4), Anja Knoflach (2), Clara Fruhmann (10), Michi Wildbacher (12), Vali Mraulak (22), Eva Berger, Ramona Salinas (4), Connie Foxhall (4), Jana Zimmermann, Cynthia Omata (4), Lotte Nidetzky (4).
Head-Coach: Vera Kis. Assistentinnen: Antonia Gaar, Ruth Gutjahr.
Der Finaltag begann bei genauer Betrachtung bereits kurz nach Mitternacht im Hotel – erster Akteur war der Knöchel von Michi Wildbacher. Natürlich war Vera Kis sofort zur Stelle und man beschloss, den Verband aufgrund der starken Schwellung über Nacht wegzulassen. Nachdem alle Beteiligten ihren wohlverdienten Schlaf genossen begann dann pünktlich um 5.00 Uhr die „Frühschicht“ für Vera. „Ich war um vier Uhr wach und um fünf war ich bereits geduscht und fertig für den Finaltag. Also bin ich ein wenig in Klosterneuburg spazieren gegangen und habe mir die verschiedenen Szenarien für das Finale durch den Kopf gehen lassen“. Nach dem Frühstück und einer Teambesprechung im Hotel machte sich der gesamte Scorpions-Tross auf den Weg ins Happyland – zu dem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass die Finalstätte an diesem Tag gerade aus Gratkorner Sicht ihrem Namen alle Ehre machen sollte.
Das Spiel um die Bronzemedaillen zwischen den WAT 3 Capricorns und den gastgebenden Basket Duchess Klosterneuburg verlief über mehr als 30 Minuten ausgeglichen. Als bei den Wienerinnen Kräfte und Moral schwanden, zeigten die Duchess noch einmal auf und sicherten sich mit einem tollen Endspurt den 73:58 Sieg sowie den 3. Platz des ÖMS Final Four.
Dann kam es zum großen Showdown – zum Finalspiel um die Österreichische Staatsmeisterschaft zwischen BC Vienna 87 und den ATUS Gratkorn Scorpion Girls. Unter normalen Umständen wären die Steirerinnen sicherlich leicht favorisiert gewesen. Allerdings stellte sich heraus, dass Michi Wildbacher durch ihre Knöchelverletzung nur sehr eingeschränkt einsatzfähig war. Nachdem Vienna 87 mit zwei Freiwürfen die ersten Punkte des Finals erzielte, fand Gratkorn zu seinen Stärken zurück und übernahm die Führung. Als sich noch in der Anfangsphase die Wiener Leistungsträgerin Marlene Kalyadjiev ebenfalls verletzte, stand es in Sachen Ausfälle unentschieden. Die Scorpion Girls wirkten nun, anders als am Vortag, extrem konzentriert und setzten die taktischen Vorgaben von Coach Vera Kis sehr diszipliniert um. Trotz einer zwischenzeitlichen 11-Punkte Führung für Gratkorn ließen sich die Wienerinnen nicht abschütteln und kämpften sich immer wieder heran. Vor dem alles entscheidenden letzten Viertel stand es 38:32 für Gratkorn. Dann hat Vali Mraulak den bislang größten Auftritt ihrer Basketballkarriere: Die Zweitvereinsspielerin von UBI Graz erzielte alleine 10 der 12 Scorpions Punkte und verwandelte dabei unter anderem zwei Dreipunktwürfe – Vienna 87 fand in der Schlussphase keine Antwort mehr darauf. Schlüssel zum Sieg war auch, dass Gratkorn die tiefere Bank besaß – 11 Spielerinnen wurden eingesetzt und alle erfüllten ihre jeweiligen Aufgaben gut.
Das Ende ist bereits erzählt. Mit Ertönen der Schlusssirene gab es für die Mädchen aus der Steiermark kein Halten mehr. Österreichischer Staatsmeister 2013, Titel und Goldmedaillen waren nun sicher! Zudem wurde Vali Mraulak zum MVP (wertvollste Spielerin) des Final Four Turniers, was den Erfolg für die Scorpion Girls perfekt macht. Applaus gab es auch von den vielen Zuschauern, die einem sehr gut organisierten Endturnier einen würdigen Rahmen verliehen. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass trotz aller Rivalität unter den Spielerinnen und Trainern ein sehr freundschaftliches Verhältnis vorherrschte. Den verletzten Spielerinnen sei auf diesem Wege eine rasche Genesung gewünscht. Eine tolle Geschichte ereignete sich nach dem Finale. Als nach dem Siegeressen in einer amerikanischen Fastfoodkette der Gratkorner Bus plötzlich nicht mehr anspringen wollte, nahte Hilfe in Person von Tzvetan Kalaydjiev – dem Coach des BC Vienna 87, der erst eine Stunde zuvor im Finale unterlegen war. Gemeinsam mit den Gratkorner Coaches und Eltern scheiterten zwar die Versuche der Pannenhilfe – ein prima Beispiel für ein sportlich faires Miteinander bietet die Randgeschichte dennoch.
Fazit: Staatsmeistertitel für ATUS Gratkorn – Scorpion Girls sind happy im Happyland
Staatmeisterinnen wurden:
Tanja Schleifer (2 Punkte), Isa Fuchs (4), Anja Knoflach, Clara Fruhmann (2), Michi Wildbacher (3), Vali Mraulak (16), Eva Berger (8), Ramona Salinas (10), Connie Foxhall (1),
Jana Zimmermann, Cynthia Omata (4), Lotte Nidetzky.
Head-Coach: Vera Kis. Assistentinnen: Antonia Gaar, Ruth Gutjahr.
Zum Erfolgsteam gehören außerdem Hillary Farmer (fehlte verletzungsbedingt) und Stella Radisic (Auslandssemester in Australien).
Stationen des Finalspiels:
0:2 (2. Minute), 9:2 (8.), 13:11 (13.), 26:15 (18.), 34:29 (27.), 45:34 (35.), 45:41 (38.), 50:44 (Endstand).
Die Spiele des ÖMS Final Four der wu16:
Halbfinale:
ATUS Gratkorn Scorpions – WAT 3 Capricorns 68:42 (35:20)
BC Vienna 87 – Basket Duchess Klosterneuburg 41:37 (18:18)
Spiel um Platz 3:
WAT 3 Capricorns – Basket Duchess Klosterneuburg 58:73 (36:35)
Finale:
ATUS Gratkorn Scorpions – BC Vienna 87 50:44 (27:19)